Neuroplastizität am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen Mitarbeitende beim Lernen unterstützen können

Steven Jones
Mar 2025

Wie Neuroplastizität das Lernen beeinflusst

Das menschliche Gehirn besitzt eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Veränderung und Anpassung – die sogenannte Neuroplastizität. Durch wiederholte Erfahrungen und gezieltes Training entstehen neue neuronale Verbindungen und bestehende Verbindungen werden verstärkt oder abgeschwächt. Diese Formbarkeit ermöglicht es dem Gehirn, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich an veränderte Umstände anzupassen (Kolb & Gibb, 2011).

In der Arbeitswelt ist es entscheidend, ein Umfeld zu schaffen, das neuroplastische Prozesse optimal unterstützt. Unternehmen sollten daher Rahmenbedingungen fördern, die das Lernen als dynamischen, interaktiven und individuellen Prozess begreifen.

Strategien zur Förderung von Neuroplastizität im Unternehmen

  1. Kontinuierliches Lernen ermöglichen
    Regelmäßige geistige Herausforderungen stärken neuronale Verbindungen und tragen zur Etablierung neuer Denkweisen bei (Zatorre et al., 2012). Unternehmen können dies durch folgende Maßnahmen unterstützen:
    • Microlearning: Kleine, leicht verdauliche Lerneinheiten, die regelmäßig absolviert werden und die langfristige Wissensspeicherung fördern.
    • Interaktive Lernformate: Workshops, Vorträge und praxisnahe Übungen fördern aktives Lernen und verankern neue Informationen besser.
    • Learning-by-Doing: Projekte, bei denen Mitarbeitende neues Wissen direkt anwenden, verbessern die Verknüpfung neuronaler Netzwerke.
  2. Abwechslungsreiche Lernmethoden nutzen
    Das Gehirn lernt besonders gut durch vielfältige Reize. Unternehmen sollten daher verschiedene Lernmethoden anbieten:
    • Multisensorische Ansätze: Die Kombination von Text, Audio, Video und praktischen Übungen fördert die synaptische Plastizität und verbessert die Erinnerungsfähigkeit (Shams & Seitz, 2008).
    • Gamification: Spielerische Elemente steigern die Motivation und sorgen für positive Verstärkung im Lernprozess.
    • Personalisierte Lernpfade: Individuell zugeschnittene Weiterbildungsangebote ermöglichen es Mitarbeitenden, nach ihrem eigenen Tempo zu lernen.
  3. Pausen und Erholung gezielt einplanen
    Lernen geschieht nicht nur während der aktiven Wissensaufnahme – ebenso wichtig sind Erholungsphasen, in denen das Gelernte verarbeitet wird (Mednick et al., 2003). Unternehmen können dies unterstützen durch:
    • Flexible Lernzeiten: Lernphasen an individuelle Biorhythmen anpassen.
    • Regelmäßige Pausen: Gezielte Unterbrechungen verhindern neuronale Ermüdung und optimieren den Lernerfolg.
    • Bewegung und Achtsamkeit: Körperliche Aktivität und mentale Entspannung fördern die kognitive Regeneration und neuronale Neubildung (Erickson et al., 2011).
  4. Fehlertoleranz und eine positive Lernkultur etablieren
    Fehler sind ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Unternehmen sollten eine Kultur fördern, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden:
    • Psychologische Sicherheit: Mitarbeitende ermutigen, Fragen zu stellen und neue Ansätze auszuprobieren.
    • Konstruktives Feedback: Wertschätzendes Feedback hilft dabei, Lernprozesse zu reflektieren und sich kontinuierlich zu verbessern.
    • Experimentierräume: Möglichkeiten bieten, neues Wissen in einem sicheren Umfeld zu testen und innovative Ideen zu entwickeln.
  5. Mentoring und soziale Interaktion fördern
    Soziale Interaktion spielt eine zentrale Rolle in der Verstärkung neuronaler Verbindungen. Studien belegen, dass gemeinsames Erarbeiten von Wissen den Lernerfolg steigert und neue Denkansätze fördert (Vygotsky, 1978). Unternehmen können dies unterstützen durch:
    • Mentoring-Programme: Erfahrene Kolleg:innen als Lernbegleiter:innen einsetzen, um Wissen gezielt weiterzugeben.
    • Peer-Learning-Gruppen: Gemeinsames Lernen fördert die Informationsverarbeitung und das Erinnerungsvermögen.
    • Wissenssharing-Plattformen: Digitale Tools zur interaktiven Wissensvermittlung und Vernetzung.

Neuroplastizität als Schlüssel zu nachhaltigem Lernen

Unternehmen, die Neuroplastizität in ihre Lernkultur integrieren, schaffen eine Umgebung, die ihre Mitarbeitenden kontinuierlich weiterentwickeln lässt. Durch abwechslungsreiche Lernformate, eine unterstützende Unternehmenskultur und gezielte Erholungsphasen wird das Gehirn optimal unterstützt, neue Fähigkeiten zu erlernen und langfristig zu behalten.

mentalport hilft Unternehmen, eine neuroplastizitätsfördernde Lernumgebung zu schaffen. Mit der unterstützenden mentalport App, Coaching-Ansätzen und innovativen Workshops sorgt mentalport dafür, dass Lernen nicht nur effektiver, sondern auch motivierender wird – für eine Arbeitswelt, die alle mitnimmt.

Quellen:

  • Draganski, B., Gaser, C., Busch, V., Schuierer, G., Bogdahn, U., & May, A. (2006). Neuroplasticity: Changes in grey matter induced by training. Nature, 427(6972), 311-312.
  • Erickson, K. I., Voss, M. W., Prakash, R. S., Basak, C., Szabo, A. N., Chaddock, L., ... & Kramer, A. F. (2011). Exercise training increases size of hippocampus and improves memory. PNAS, 108(7), 3017-3022.
  • Kolb, B., & Gibb, R. (2011). Brain plasticity and behaviour in the developing brain. Journal of the Canadian Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 20(4), 265.
  • Mednick, S., Nakayama, K., & Stickgold, R. (2003). Sleep-dependent learning: A nap is as good as a night. Nature Neuroscience, 6(7), 697-698.
  • Shams, L., & Seitz, A. R. (2008). Benefits of multisensory learning. Trends in Cognitive Sciences, 12(11), 411-417.
  • Zatorre, R. J., Fields, R. D., & Johansen-Berg, H. (2012). Plasticity in gray and white: Neuroimaging changes in brain structure during learning. Nature Neuroscience, 15(4), 528-536.

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