In Deutschland erstrecken sich etwa 3,9 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle über einen Zeitraum von mehr als sechs Wochen, wobei psychische Erkrankungen, Rückenbeschwerden und Herz-Kreislauf-Probleme die Hauptursachen sind (TK, 2023). Diese langwierigen Ausfälle führen zu erheblichen finanziellen Belastungen für Unternehmen: Schätzungen zufolge belaufen sich die direkten und indirekten Kosten auf rund 70 Milliarden Euro jährlich (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2022; iwd, 2023). Doch Zahlen allein erzählen nicht die ganze Geschichte. Ein erfolgreicher Wiedereinstieg ist für den/die Betroffene*n oft eine emotionale Achterbahnfahrt, denn sie fürchten, den Anschluss zu verlieren, haben Bedenken, ob sie den Belastungen standhalten können und brauchen Unterstützung.
Deswegen ist das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) weit mehr als nur ein „Willkommen zurück“-Programm. Es ist eine ganzheitliche Strategie, die auf Prävention, Betreuung und Integration setzt. Für Mitarbeitende bedeutet das unter anderem konkret ihre Erwerbsfähigkeit und Beschäftigung zu erhalten, weiter am Arbeitsleben teilnehmen zu können und eine angemessene Betreuung bei länger anhaltenden, gesundheitlichen Problemen zu erhalten. Und für Unternehmen? Die sind doppelt im Vorteil. Eine Reduktion der Krankheitsquote kann für mittelständische Unternehmen jährlich hohe Einsparungen bedeuten (DGUV, 2013). Zudem steigt die Bindung der Mitarbeiter*innen an das Unternehmen. Wer sich gut betreut fühlt, bleibt loyal und engagiert (Haufe.de, 2024).
Entscheiden sich Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen für das BEM, beginnt dieses in der Regel damit, dass Betroffene Informationen über die Ziele des BEM und die im Verlauf erhobenen Daten erhalten. Dieses Vorgehen wird vom Gesetzgeber ausdrücklich verlangt, denn ein transparentes Vorgehen steigert das Vertrauen und ermöglicht es Betroffenen, sich angstfrei auf das BEM einzulassen. Nach der aktiven Zustimmung der Mitarbeiter*innen folgt das Erstgespräch. Dabei geht es darum, die Ursachen der langen Ausfallzeit zu ermitteln und zu besprechen, wie die Rückkehr optimal gestaltet werden kann. Zu diesem Zweck wird ein Arbeitspaket geschnürt, welches die besprochenen Ziele langfristig erfüllen soll.
Im Rahmen von Folgeterminen wird der BEM-Prozess begleitet und Raum geschaffen, um gegebenenfalls Anpassungen an dem Arbeitspaket vorzunehmen (Haufe.de, 2024). Zudem gilt es zu beachten, dass das BEM flexibel auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingehen muss, damit eine langfristige Eingliederung erreicht werden kann.
Ein gut umgesetztes Betriebliches Eingliederungsmanagement ist somit ein Gewinn für alle. Es schützt die Gesundheit der Mitarbeiter*innen, senkt Krankheitskosten und stärkt die Unternehmenskultur. Die Zahlen sprechen für sich – und die positiven Auswirkungen auf das Arbeitsklima sind unbezahlbar. Unternehmen, die auf BEM setzen, investieren in ihre Zukunft. Wer die Kraft dieses Tools versteht und es gezielt einsetzt, baut nicht nur ein nachhaltig gesundes Team auf, sondern auch ein starkes und erfolgreiches Unternehmen.
Quellen:
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