Psychische Gefährdungsbeurteilung: Warum sie für Unternehmen unverzichtbar ist

Lea Stupan
Aug 2024

In den letzten Jahren haben Schlagzeilen über stressbedingte Erkrankungen und Burn-out das Thema mentale Gesundheit in den Fokus gerückt. Immer wieder wird bekannt, dass Mitarbeitende in große Unternehmen unter dem extremen Druck und der ständigen Erreichbarkeit zusammenbrechen. Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig es ist, psychosoziale Risiken am Arbeitsplatz ernst zu nehmen und rechtzeitig gegenzusteuern. Eine psychosoziale Gefährdungsbeurteilung hilft Unternehmen dabei, Stressfaktoren frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen, um die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu schützen. In diesem Blogartikel werfen wir einen Blick darauf, wie diese Beurteilung funktioniert und warum eine proaktive Herangehensweise gerade in der modernen Arbeitswelt so wichtig ist.

Die psychosoziale Gefährdungsbeurteilung ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren zur systematischen Erfassung und Bewertung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Ziel ist es, Gefährdungen zu identifizieren, die die mentale Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen könnten, und entsprechende Maßnahmen zur Prävention und Reduktion dieser Belastungen zu ergreifen. In Deutschland ist die Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz (§ 5 ArbSchG) für alle Unternehmen verpflichtend, unabhängig von Größe oder Branche. Sie ergänzt die klassische Gefährdungsbeurteilung, die sich traditionell auf physische Risiken konzentriert.

Und wer jetzt denkt, dass mentale Gesundheit in Unternehmen längst ausreichend Beachtung geschenkt würde, liegt leider falsch. Laut dem Fehlzeiten-Report 2023 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) steigen die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen kontinuierlich an. Psychische Erkrankungen führen im Durchschnitt zu längeren Fehlzeiten als andere Erkrankungen, was die Notwendigkeit einer systematischen Erfassung und Prävention solcher Belastungen unterstreicht. Darüber hinaus hat die Bundespsychotherapeutenkammer festgestellt, dass die betrieblichen Fehltage aufgrund von Burnout seit 2004 erheblich zugenommen haben. 

Die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz ist somit entscheidend, um die Arbeitsfähigkeit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhalten. Durch eine systematische Erfassung der psychischen Belastungen können und müssen Unternehmen frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Dies schafft nicht nur ein gesünderes Arbeitsumfeld, sondern fördert auch die Mitarbeitendenzufriedenheit und bindet Talente langfristig ans Unternehmen. Zudem verringert sich das Risiko für Ausfallzeiten und die damit verbundenen Kosten.

Die Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung erfolgt dazu in mehreren Schritten:

  1. Vorbereitung: Zunächst muss die Unternehmensführung über das Vorhaben informiert und alle relevanten Akteure eingebunden werden. Dazu gehören neben der Geschäftsführung auch Betriebsräte, Führungskräfte und die Belegschaft selbst.
  2. Datenerhebung: Im nächsten Schritt werden Informationen über die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz gesammelt. Dies kann durch Mitarbeitendenbefragungen, Interviews, Workshops oder die Analyse von Arbeitsabläufen und -bedingungen geschehen. 
  3. Bewertung der Gefährdungen: Die gesammelten Daten werden analysiert, um potenzielle Gefährdungen zu identifizieren und deren Ausmaß zu bewerten.
  4. Maßnahmenplanung: Auf Basis der Bewertung werden Maßnahmen entwickelt, um die identifizierten psychischen Belastungen zu reduzieren oder zu beseitigen. Dies kann beispielsweise durch die Anpassung von Arbeitsprozessen, die Verbesserung der Kommunikation oder die Förderung der Resilienz der Beschäftigten geschehen.
  5. Umsetzung und Kontrolle: Die geplanten Maßnahmen werden umgesetzt und deren Wirksamkeit regelmäßig überprüft. Falls notwendig, werden Anpassungen vorgenommen. 
  6. Dokumentation: Die Ergebnisse der psychosozialen Gefährdungsbeurteilung und die ergriffenen Maßnahmen müssen dokumentiert werden, um bei Bedarf nachweisen zu können, dass das Unternehmen seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommt.

Unternehmen, die aktiv für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden sorgen, profitieren nicht nur von einem besseren Betriebsklima, sondern auch von einer gesteigerten Effizienz und Innovationskraft. Darüber hinaus stärkt ein gesundes Arbeitsumfeld die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber und unterstützt die langfristige Mitarbeitendenbindung.

Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist mehr als nur eine gesetzliche Pflicht – sie ist eine Investition in die Zukunft eines Unternehmens. In Zeiten, in denen der Wettbewerb um Fachkräfte intensiver wird und die Anforderungen an die Flexibilität der Mitarbeitenden steigen, können Unternehmen es sich nicht leisten, die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten zu vernachlässigen. Eine systematische Analyse und Optimierung der Arbeitsbedingungen trägt maßgeblich dazu bei, dass Unternehmen nicht nur überleben, sondern erfolgreich in die Zukunft gehen können.

Quellen:

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