Sicher Arbeiten: Grundlagen für ein gesundes Unternehmensumfeld

Lea Stupan
Oct 2024

Die Bedeutung der psychischen Gefährdungsbeurteilung

Eine umfassende Gefährdungsbeurteilung stellt den grundlegenden, ersten Schritt auf dem Weg zu einem wirkungsvollen Arbeitsschutz dar. Dabei geht dieser Prozess weit über die bloße Identifikation physischer Gefahren hinaus und berücksichtigt ebenso die psychischen Belastungen, die im Arbeitsalltag auftreten können. In Deutschland sieht das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) vor, dass sowohl physische als auch psychische Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz regelmäßig untersucht werden, um die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten (DGUV, 2024).

Diese Beurteilungen sind nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern stellen auch eine wichtige Grundlage dar, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Physische Belastungsfaktoren betreffen in erster Linie körperliche Arbeiten wie das Heben, Tragen, Ziehen und Schieben von Lasten sowie repetitive Bewegungen und Zwangshaltungen, die den Körper stark beanspruchen können. Diese Arbeiten können bei unzureichender Ergonomie oder Überlastung langfristige gesundheitliche Schäden wie Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen, die zu Arbeitsausfällen führen.

Ebenso spielt die Arbeitsumgebung eine entscheidende Rolle: Lärm, Vibrationen, extreme Temperaturen, unzureichende Beleuchtung und schlechte Luftqualität zählen zu den häufigsten Risikofaktoren, die die physische Gesundheit am Arbeitsplatz gefährden. Darüber hinaus müssen auch potenzielle Gefährdungen durch Arbeitsmittel und -stoffe, wie der Umgang mit Chemikalien oder Maschinen, berücksichtigt werden. Unfallgefahren wie Stürze, Schnitt- und Quetschverletzungen sowie elektrische Schläge, Brände oder Explosionen stellen weitere bedeutende physische Risiken dar, die durch geeignete Schutzmaßnahmen minimiert werden können (BAuA, 2024).

Psychische Belastungsfaktoren im modernen Arbeitsumfeld

Während der physische Arbeitsschutz lange Zeit im Mittelpunkt stand, gewinnt die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zunehmend an Bedeutung. Psychische Belastungsfaktoren umfassen verschiedene Aspekte der Arbeitsorganisation und des sozialen Umfelds. Dazu zählen monotone oder unterfordernde Tätigkeiten, die Über- oder Unterforderung der Mitarbeitenden sowie fehlende Einflussmöglichkeiten auf den Arbeitsablauf. Besonders problematisch sind Faktoren wie Zeitdruck, häufige Unterbrechungen und unzureichende Pausenregelungen, die langfristig zu erheblichem Stress führen können. Auch soziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle:

Ein schlechtes Arbeitsklima, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte oder Kolleg*innen, Konflikte am Arbeitsplatz sowie Mobbing oder Diskriminierung können die psychische Gesundheit stark beeinträchtigen und das Risiko für Burnout erhöhen (GDA, 2024). Ein weiterer wichtiger psychischer Risikofaktor ist die Arbeitsplatzunsicherheit, die durch befristete Arbeitsverträge, wirtschaftliche Instabilität des Unternehmens oder drohende Arbeitsplatzverluste ausgelöst werden kann. Studien zeigen, dass diese Unsicherheiten bei den Beschäftigten Angst, Stress und Schlafstörungen verursachen können.

In einer Zeit, in der Flexibilität und schnelle Anpassungen an Marktveränderungen von Unternehmen gefordert werden, ist es entscheidend, dass Führungskräfte diesen psychischen Belastungen gezielt entgegenwirken und durch transparente Kommunikation sowie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für Stabilität und Sicherheit sorgen.

Neben physischen und psychischen Faktoren spielt auch die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes eine zentrale Rolle im modernen Arbeitsschutz. Insbesondere in Büroumgebungen sind ergonomische Belastungen häufige Ursachen für körperliche Beschwerden. Unzureichend gestaltete Sitz- oder Steharbeitsplätze, schlechte Körperhaltung bei der Bildschirmarbeit sowie unergonomische Arbeitsmittel können zu Muskelverspannungen, Rückenschmerzen oder Sehstörungen führen. Diese Probleme beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit.

Eine optimierte ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes – von höhenverstellbaren Schreibtischen über ergonomische Stühle bis hin zu Bildschirmen, die auf Augenhöhe ausgerichtet sind – kann das Risiko solcher Beschwerden deutlich reduzieren. Individuelle und soziale Belastungsfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Arbeitsschutz.

Die persönliche Belastbarkeit, die psychische und physische Gesundheit sowie individuelle Bewältigungsstrategien der Beschäftigten variieren stark von Person zu Person. Familiäre und private Belastungen, wie etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Pflege von Angehörigen, können ebenfalls Stress und gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden in diesen Bereichen unterstützen, beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Optionen, leisten einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung individueller Belastungen.

Präventive Arbeitsschutzmaßnahmen

Die Durchführung einer gründlichen Gefährdungsbeurteilung bildet die Grundlage, auf der Unternehmen gezielte Arbeitsschutzmaßnahmen entwickeln können. Prävention steht dabei an erster Stelle, denn sie trägt dazu bei, Unfälle zu vermeiden und langfristige Gesundheitsprobleme zu verhindern. Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) hebt hervor, dass Unternehmen durch die konsequente und systematische Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen ihre Arbeitsunfälle und arbeitsbedingten Erkrankungen erheblich reduzieren können. Doch welche Maßnahmen haben sich in der Praxis besonders bewährt?

  • Schulungen und Weiterbildungen: Ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsschutzes sind regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen für Mitarbeitende. Diese vermitteln das notwendige Wissen, um Gefahren am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und korrekt darauf zu reagieren. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) berichtet, dass Unternehmen, die regelmäßig Sicherheitsschulungen anbieten, die Unfallhäufigkeit deutlich reduzieren können. Mitarbeitende, die sich der Risiken bewusst sind und wissen, wie sie sich schützen können, arbeiten sicherer und effizienter.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Ein weiteres bewährtes Mittel zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz ist die ergonomische Gestaltung der Arbeitsumgebung. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) empfiehlt in seiner Arbeitsstättenverordnung, dass Arbeitsplätze so gestaltet werden sollten, dass sie die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten fördern. Dazu gehören ergonomische Möbel, die richtige Beleuchtung und ausreichende Bewegungsfreiheit. Auch der Einsatz von Arbeitsmitteln, die das Risiko für Verletzungen minimieren, trägt maßgeblich zur Sicherheit bei.
  • Stressmanagement-Programme: In einer Zeit, in der psychische Belastungen am Arbeitsplatz zunehmen, haben sich betriebliche Stressmanagement-Programme als äußerst hilfreich erwiesen. Der Stressreport im Auftrag der BAuA zeigt, dass solche Programme in Unternehmen stärker forciert werden sollten, um ein angemessenes Arbeitsumfeld zu gewährleisten (BAuA, 2019). Diese Programme helfen den Mitarbeitenden, mit Stress besser umzugehen, ihre Resilienz zu stärken und langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz

Ein weiterer Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Verbindung von Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz. Unternehmen, die auf nachhaltige Produktionsweisen setzen und Umweltbelastungen minimieren, können gleichzeitig auch die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden schützen. Nachhaltigkeit im Arbeitsschutz bedeutet, Ressourcen schonend einzusetzen und umweltfreundliche Technologien zu nutzen, die die Belastungen für Mitarbeitende reduzieren.

Beispielsweise trägt die Reduzierung von Emissionen oder der Einsatz von schadstofffreien Materialien zur Verbesserung der Luftqualität und damit zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden bei. Darüber hinaus ist es wichtig, den Arbeitsalltag so zu gestalten, dass er langfristig nicht nur die Gesundheit schützt, sondern auch das Wohlbefinden fördert. Eine nachhaltige Gestaltung des Arbeitsplatzes umfasst nicht nur physische Aspekte wie ergonomische Möbel oder die Reduktion von Lärm, sondern auch Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten für Homeoffice, sowie gezielte Programme zur Stressbewältigung und Resilienzstärkung.

Arbeitsschutz als strategischer Wettbewerbsvorteil

Arbeitsschutz ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine wesentliche Grundlage für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden schützen und deren Gesundheit fördern, profitieren langfristig von einer höheren Produktivität und geringeren Ausfallzeiten. Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind bekanntermaßen weniger anfällig für Arbeitsausfälle und Krankheitstage, was direkt zur Steigerung der betrieblichen Effizienz beiträgt.

In Zeiten von Fachkräftemangel und steigenden Anforderungen an die Arbeitgeberattraktivität wird ein solides Arbeitsschutzmanagement zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die ihre Verantwortung im Bereich des Arbeitsschutzes ernst nehmen, positionieren sich als attraktive Arbeitgeber und stärken ihre Reputation. Dies trägt nicht nur zur Bindung bestehender Mitarbeitender bei, sondern hilft auch

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